Hannelore Fobo, nach Forschungsergebnissen von Evgenij Kozlov (2009)


CHAOSE ART

 

Einführung - Seite 4

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Eine Konsequenz aus diesem Vorgehen ist: es gibt in der CHAOSE ART zwar reifere, vollkommenere, mächtigere Kunstwerke, es gibt aber keine missglückten Kunstwerke, weil durch das Fehlen eines kompositorischen Entwurfes sich die Komposition beim Schaffen des Kunstwerks von selbst einstellt. Dies ist das eigentlich Bedeutende der CHAOSE ART, denn es sagt aus, dass jedes CHAOSE-Werk von vorneherein auf eine Harmonie abstellt, gewollt oder ungewollt. Das ist das Paradox der CHAOSE ART, und das macht die Beurteilung seiner Werke so schwierig.

Man kommt bei der CHAOSE ART letztendlich nicht darum herum, Kriterien für die Meisterschaft des einen oder anderen Künstlers zu finden, die sich mit seinen Gestaltungsmitteln selbst beschäftigen, das heißt, mit der Ästhetik des Bildwerks, denn, wie gesagt, bei der CHAOSE ART fällt die Aussage mit der Form zusammen. Will man dagegen recht rasch die Ästhetik des Werkes überspringen, um zur Aussage oder Intention des Künstlers zu gelangen, kommt man mit der CHAOSE ART nicht zurecht. Analytische Positionen mögen bei der Konzept-Kunst im Vordergrund stehen - in der CHAOSE ART sind sie zweitrangig. Denn das Kunstwerk findet in der CHAOSE ART zu sich selbst, es hört auf, als Symbol oder Chiffre für eine Idee zu fungieren. Es ist kein Banner, das man wie ein ideologisches Manifest vor sich herträgt.

Die Idee ist deshalb aber nicht abwesend. Sie ist auf andere Weise präsent: als schöpferischer Gedanke den Symbolen eingeprägt, nicht als analytischer Gedanke von Symbolen umkleidet. Der analytische Gedanke will über diese Welt aufklären und belehren - in der Kunst führt er zum wesenlosen Symbolismus und zu erzwungenen Allegorien. Der schöpferische Gedanke schafft neue Bilder und somit neue Welten. Der schöpferische Gedanke ist an sich nicht moralisch, wenn man den Begriff „Moral“ eng in seinem erzieherischen Aspekt auffasst. Der schöpferische Gedanke will daher auch nicht von irgendetwas überzeugen. Er ist stattdessen in einem sehr viel weitergehenden Maße moralisch, weil jede Schöpfung eine neue Welt schafft, die eine Konsequenz für uns hat.

Das Kunstwerk ist ja keineswegs nur ein materielles Produkt, sondern es schafft geistige Tatsachen, so wie dies eine jegliche Handlung des Menschen tut, auch wenn diese geistigen Tatsachen zunächst nicht offensichtlich werden. In diesem Sinne hat der Künstler also durchaus eine moralische Verantwortung gegenüber seinem Kunstwerk, aber er macht sie mit diesem Werk allein aus und nicht mit Kritikern oder Rezipienten, anders ausgedrückt: er ist sich selbst Kritiker und Rezipient, wo er Form um Form ein scheinbares Chaos erzeugt.

© Hannelore Fobo, 1. Oktober 2009




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